Impuls für Unternehmen

«Du kannst ein Piratenschiff nicht nach den Regeln der christlichen Seefahrt steuern.»

Wir leben in einer leistungsorientierten Gesellschaft. Ganzheitliches Leben und respektvoller Umgang mit Menschen gehören aber nicht nur in den privaten Bereich, sondern können auch in der Arbeitswelt ihren Platz finden – wie der Bericht von Klaus Dieter Trayser, Geschäftsführender Gesellschafter der deutschen Plansecur-Unternehmensgruppe, zeigt.

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„Du kannst ein Piratenschiff nicht nach den Regeln der christlichen Seefahrt steuern.“ – Dieser Rat meines Freundes gab mir letztlich den Impuls, ein eigenes Unternehmen zu gründen, das auch Christen ermöglicht, ungespalten zu arbeiten. Denn als Vorstand einer Konzerngesellschaft stand ich permanent im Spannungsfeld zwischen den Konzerninteressen und einem Leben nach den Gesetzen Gottes.

1985 ging ich von Bord des «Piratenschiffes». Ich war nicht länger bereit, die manipulativen Praktiken in der Finanzbranche hinzunehmen, und stieg aus dem Unternehmen, das ich mit aufgebaut hatte, aus. Mit einer kleinen Mannschaft habe ich dann ein Jahr später die Plansecur gegründet. Dabei haben wir uns auf Rahmenbedingungen verständigt, die Verzichtselemente in vielfältiger Weise zulassen und auch fördern. Auch wenn in den meisten wirtschaftlichen Unternehmungen das Thema «Verzicht» vermieden wird, bin ich davon überzeugt, dass kein Unternehmen existieren kann, ohne bewusst zu verzichten. Wer zum Beispiel gute Geschäfte machen will, muss auf alle Geschäfte verzichten, die andere übervorteilen. In der Meinung, dass Verzicht bereichert, haben wir uns also willentlich für eine Unternehmenskultur des Verzichts entschieden.

Auf dem richtigen Kurs

Zum Beispiel der Verzicht auf Macht und Besitz. Das Unternehmen gehört den Beratern. Sie halten 74 Prozent des Gesellschaftskapitals. Nicht nur die Gründer, sondern jeder erfolgreiche Berater kann heute und in Zukunft Gesellschafter der Plansecur werden. Wir arbeiten als Team an der Umsetzung der gemeinsam verabschiedeten Unternehmensziele. Wir verzichten auf Macht, Manipulation, Statussymbole, auf Anreize äusserer Motivation und auf einen Teil unseres Gewinns. So steht im Mittelpunkt unserer Beratung der Mensch, seine Wünsche, seine Ziele und sein Bedarf – nicht die Optimierung der Provision. Die Konzernunabhängigkeit unseres Unternehmens gewährleistet eine Beratung, die frei von Produktinteressen ist.

Natürlich ist auch die Plansecur ein Wirtschaftsunternehmen, das sich dem rauen Wettbewerb stellen muss. Doch für uns sind zufriedene Kunden die beste Grundlage für unseren Erfolg und zugleich die beste Werbung. Ein Berater, der provisionsorientiert berät, wird schnell durchschaut und unglaubwürdig. Das organische Wachstum der Plansecur und die hohe Qualität unseres Geschäftes bestätigen uns, dass wir auf dem richtigen Kurs sind.

Verzicht auf Statussymbole bedeutet für uns zum Beispiel, dass alle Arbeitsplätze in den Plansecur-Büros einheitlich eingerichtet sind. Es besteht kein Unterschied zwischen der Geschäftsführung und dem Sachbearbeiter. Wir haben uns in unserer Service-Zentrale in Kassel einen Raum der Stille geschaffen, der allen Mitarbeitern zugänglich ist und der die Begegnung und das gemeinsame Gebet fördert.

Klare Zielsetzung

Von Anfang an hatten wir klare Ziele, unter anderem das gemeinsame Ziel, unseren Erfolg und unseren Gewinn zu teilen und uns für in Not geratene Menschen zu engagieren. Denn beruflich haben wir es meistens mit Menschen zu tun, die mehr Geld einnehmen, als sie ausgeben. Der andere Teil der Wirklichkeit soll für uns nicht ausgeblendet werden. Deshalb haben sich die Plansecur-Gesellschafter dazu verpflichtet, jährlich ein Prozent der Provisionen zur Finanzierung sozialen Engagements aufzuwenden. Die Plansecur-Stiftung, der dieser Teil der Provisionen zufliesst, unterstützt bundesweit zahlreiche Initiativen und verleiht jährlich den mit 10000 Euro dotierten Förderpreis für soziales Engagement an Menschen, die ihr Leben in den Dienst anderer Menschen stellen.

Oft schlagen uns in unserer «sanften Fahrt» auch hohe Wellen entgegen. So wurden wir schon häufiger mit dem Vorwurf konfrontiert, uns ein «soziales Mäntelchen» umzuhängen. Das soziale Engagement der Plansecur-Gesellschafter sei eingebunden in eine Marketing-Strategie: ein PR-Gang, sozusagen. Für uns ist es aber eine Herzensangelegenheit, die weit über die finanzielle Unterstützung hinausgeht. In regionalen Gruppen engagieren sich die Berater und Kunden vor Ort als Mitglieder des Freundeskreises der Plansecur-Stiftung und setzen sich persönlich für Menschen ein, die allein oder hilfsbedürftig sind. Wir engagieren uns in der Überzeugung, dass sich geteiltes Glück verdoppelt.

Ein weiteres Verzichtselement steckt in der Steuerung unseres Unternehmens. Die Geschäftsführung kann zwar alle Entscheidungen im Tagesgeschäft treffen, doch Entscheidungen grundsätzlicher Art, wie Veränderungen der Rahmenbedingungen oder Entscheidungen zur Geschäftspolitik, müssen im Einvernehmen mit dem Gesellschafter-Ausschuss getroffen werden. Damit hat die Geschäftsführung auf ein Stück Entscheidungsmacht verzichtet.

Der Kapitän als Lotse

Dieser Verzicht hat mit Freiwilligkeit zu tun. Denn Verzicht unter Zwang ist kein echter Verzicht. Diese Freiwilligkeit erfordert einen starken Willen. Mich leiten auf diesem Weg die Worte von Prof. Dr. Haijo Rieckmann, der auf unserem Jahrestreffen 1987 als Gastreferent sagte: «Nicht der Chef ist der Chef, sondern die Wirklichkeit ist der Chef.» In diesem Bewusstsein fällt es nicht schwer, dem Verzicht auf Manipulation Raum zu geben.

Mit diesen Rahmenbedingungen haben wir uns die Möglichkeit geschaffen, als Christen ungespalten arbeiten zu können. Dennoch sind wir kein christliches Unternehmen. Meiner Meinung nach gibt es ebenso wenig christliche Unternehmen, wie christliche Zahnbürsten. Wichtig ist für uns, dass wir auf der Basis christlicher Grundsätze wirken. So arbeiten in unserem Unternehmen nicht nur bekennende Christen. Verbindliche Leitlinien, die den Menschen als Geschöpf Gottes in den Mittelpunkt stellen, werden auch von Menschen gesucht, die nicht im Glauben fest verankert sind. Denn das Bedürfnis nach Aufrichtigkeit und Vertrauen gewinnt in unserer schnelllebigen Zeit wieder an Bedeutung: Je höher die Wellen schlagen, umso sicherer fühlt man sich in der Bucht des Hafens.

Gemeinsam gegen aufziehende Wolken

Die gemeinsame Akzeptanz dieser Grundwerte verbindet uns in unserer Arbeit. Wir gehen offen und ehrlich miteinander um und akzeptieren den anderen mit seinen Stärken und Schwächen. Deshalb pflegen wir auch eine offene Feed-back-Kultur. Das heisst, dass jeder dem Nächsten seinen Eindruck über Leistungen und Gespräche vermitteln kann, ohne dass sich dieser zu Rechtfertigungen verpflichtet fühlt. Dadurch können aufkeimende Konflikte schon im Vorfeld gelöst werden, bevor sich zwischen zwei Mitarbeitern oder Beratern die Fronten verhärten und sich ein Unwetter bildet.

Zu einer Arbeitsatmosphäre, in der sich die Kollegen als Menschen begegnen, kann jeder einen entscheidenden Beitrag leisten. Als Christ akzeptiere ich die Persönlichkeit jedes Einzelnen. Als Führungskraft bedeutet das für mich, dass ich bei Konflikten zwischen Person und Sache differenziere. Wenn ich Gespräche führe, stelle ich also nicht die Person in Frage, sondern gegebenenfalls nur bestimmte Handlungen oder Leistungen. So entsteht eine Basis des Vertrauens, auf der die Mitarbeiter wissen, dass Fehler möglich sind und korrigiert werden können. Mich interessiert nicht allein das Ergebnis, sondern das persönliche Wohlergehen des Betreffenden. Auch wenn Mitarbeiter ausscheiden, bemühe ich mich, den Kontakt aufrechtzuerhalten.

Die Gelassenheit für meine Entscheidungen gewinne ich aus dem Wort Gottes und der Stille vor Gott, die mir die Kraft geben, zwischen Wichtigem und Wesentlichem zu unterscheiden. Ich vertraue darauf, dass Gott mich auf meinem Kurs bestätigt oder auch korrigiert. Wenn ich also keinen Frieden über eine Entscheidung empfinde, dann unterlasse ich mein Vorhaben. Diese Gelassenheit kann ich anderen wiederum vermitteln.

Um unsere Rahmenbedingungen auch in Zukunft zu sichern, wird die Plansecur-Stiftung meine Firmenanteile an der Komplementärgesellschaft und damit den Firmenwert «erben». Somit ist die Plansecur vor einer Übernahme durch eine Bank oder Versicherungsgesellschaft geschützt. Wir können also sicher sein, dass aus der Plansecur niemals ein Piratenschiff wird. Wir segeln weiter nach den Regeln der christlichen Seefahrt und erbitten uns Gottes Segen für unser Handeln.


Autor: Klaus Dieter Trayser
Quelle: Impuls

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