Umkehr hinter Gittern

«Auf die Gier der Leute konnte ich mich immer verlassen»

Die Boulevardpresse nannte ihn «Champagner-Müller». Sein Wirken erstreckte sich von Geldwäsche bis hin zu schiefen Geschäften an der Börse. Zuletzt wurde er gestellt – vom FBI, der Sinnfrage und Gott. Wir sprachen mit Josef Müller über seine dramatische Wende.

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Josef Müller
Jesus.ch: Josef Müller, wie hat Ihre Wende ausgesehen?
Josef Müller: In Miami wollte ich mein Leben weiterleben, ich besass ein Penthouse und ein schickes Auto. Eines Tages sagte ich: «Josef, du hast alles, du könntest dich eigentlich umbringen, denn mehr hat das Leben nicht mehr zu bieten.»

Da hörte ich eine Stimme, nicht in meinem Kopf, sondern wie aus einem Lautsprecher, die sagte: «Du hast vieles gemacht, aber feig warst du nie. Jetzt geh nach München, mach reinen Tisch!» Ich drehte mich um, doch da war niemand.

Schliesslich fasste ich den Schluss, rüberzugehen und mich zu stellen. Braungebrannt packte ich meine Sachen. In Deutschland wäre ich am Flughafen verhaftet worden. Doch ich wollte selbst zur Polizei gehen. Und so flog ich nach Wien und lebte kurz in einem Nobelhotel. Und dann liess ich mich von der Polizei «abholen».

Wie sind Sie mit dem christlichen Glauben konfrontiert worden?
In einem Wiener Gefängnis sah ich ein Buch mit leuchtend roten Buchstaben: «DAS NEUE» stand darauf und: «Gute Nachricht». Das kann ich gebrauchen, dachte ich mir. Es handelte sich um das Matthäus-Evangelium. Ich fragte den Justizbeamten, ob ich es ausleihen könne, er war einverstanden. Bald verschenkte ich es einem anderen Häftling zum Geburtstag. Als er bald darauf verlegt wurde, liess er es in der Zelle liegen. Ich nahm es wieder und begann zu lesen.

Es waren also mehrere Vorfälle: Die Stimme in Miami, das Buch im Gefängnis und mein Vater, der mir christliche Bücher gab. Und nun dachte ich, dass es Zeit geworden ist zum Lesen. Dann wurde ich nach Deutschland verlegt.

Mir ging es immer schlechter. Braun gebrannt war ich aus der High-Society ins Loch geraten und ich war allein. Meine Mutter starb, mein Vater war dement und meine Frau verliess mich. Eines Nachts träumte ich, dass ich Beifahrer in einem Mercedes war, doch der Fahrer war nicht sichtbar. Er fuhr schnell und sicher; früher war ich immer selbst gefahren. Ich sagte: «Jesus, nimm mein Leben in die Hand, ich war falsch abgebogen. Es tut mir leid. Wenn du übernehmen willst, dann möchte gern auf dem Beifahrersitz sein.»

Zwei Tage später übermannte mich eine innere Freude. Vorher kam sie von aussen, mit den Yachten und anderem Luxus. Nun hatte ich echte Freude, die bis heute anhält. Ich ging aus meiner Zelle und umarmte die Gefangenen. Die gingen zum Arzt und sagten, dass sie die gleichen Pillen wollten, die ich erhalte. Im Gefängnis studierte ich fünf Jahre lang Theologie.

Später erbte ich ein Haus und erhielt einen Mercedes geschenkt. Ich erlebe täglich, dass ich versorgt werde. Heute habe ich weniger, aber erstmals bin ich frei und glücklicher, als mit dem ganzen Schotter. Im Nachhinein pfeife ich auf das ganze Monte Carlo.

Wie war der Umgang mit den Behörden?
Die Justizbeamten machen ihren Job, sie mussten schauen, dass ich nicht davonlief oder -fuhr. Sie konnten ja nix dafür, dass sie den Müller bewachen mussten. Ich respektierte sie und sie mich. Auch der Gefängnisvorsteher begrüsste mich, die Zeitungen waren ja voll von mir. Wie Josef im Gefängnis hatte ich Gunst erhalten und kam gut zurecht. Mit der Zeit wurde ich verlegt, in einen Raum mit Schreibtisch und Flatscreen. Ich begann zu studieren. Der Herr führte mich, ich hatte es gut im Gefängnis.

Sind Sie ein moderner Zachäus?
Ich habe Menschen um Geld erleichtert, das kann ich nicht zurückzahlen. Einige Millionen waren noch da, diese gingen an die Gläubiger, ein paar 100‘000 konnte ich verteilen. Die Rechte an meiner Biografie habe ich abgetreten, das Geld geht an die Gläubiger. Ich muss ja auch von etwas leben, das geschieht nun durch Vorträge und Lesungen in Gemeinden und Firmen.

Das Leben heute ist nicht weniger ein Abenteuer als früher. Gott arbeitet Stück für Stück an meiner Einstellung. Jesus lässt die Seinen nicht im Stich. Vielleicht führt er durch Zerbruch, aber Gott ist nicht knausrig. Er kennt unser Leben, und ich weiss: wenn ich keine Antwort habe, dann hat er sie.

Ihr Leben erinnert an den Film «Catch me if you can».
Ich war auch auf der Flucht und bin mir tatsächlich so vorgekommen wie Tom Hanks und Leonardo Di Caprio. Ich rief aus den USA die Polizei an, die Zeitungen schrieben darüber: «Rollstuhl-Konsul blamiert Justiz». Und sie fragten, wie sie die Al-Kaida finden, wenn sie nicht einmal einen Mann im Rollstuhl erwischen. Wie im Film rief auch ich zu Weihnachten an und sagte, dass ich das sportlich sehe. Später, als ich im Gefängnis war, fragte ich den Fahnder, ob er meine Nachricht erhalten habe, was er lachend bestätigte.

Einmal stürmte in den USA ein Sonderkommando ein ganzes Stockwerk in einem Exklusivhotel, in dem ich nächtigte. Nach einer halben Stunde merkten sie, dass sie das falsche Stockwerk unter Kontrolle gebracht hatten, und sie legten im richtigen los und fragten auch bei der Rezeption nach. Die Dame erklärte erstaunt, dass ich soeben vor 15 Minuten ausgecheckt hatte …

All das war auch Vorsehung, denn den 700. Zufall gibt es nicht. Ich bin froh, dass ich nicht in den USA ins Gefängnis musste, sondern in Wien und Deutschland, wo ich mich auch zu Gott bekehrte.

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Josef Müller

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Datum: 03.02.2014
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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